Jelena Jureša
Aphasia
GentAusgangspunkt von «Aphasia» ist die Frage der Mitschuld bei Kriegsverbrechen. Künstlerin Jelena Jureša betrachtet dieses Problem anhand eines Kriegsfotos aus Bosnien 1992. Das Foto zeigt einen Kämpfer des serbischen Paramilitärs, wie er mit Kampfstiefeln eine am Boden liegende Frau tritt. Derselbe Mann entpuppt sich 30 Jahre später als erfolgreicher DJ. Durch die Suche nach der Identität dieses Mannes findet Jureša einen Ausdruck für das Unsagbare: Das Publikum wird implizit zur Mitspielerin des Abends, eine immersive Clubatmosphäre zum Schauplatz. Die Musiker Alen und Nenad Sinkauz und Tänzerin Ivana Jozić stehen auf Podesten, der Raum wird gefüllt mit Ambient, Krautrock, Techno und Jozićs machohaften Gesten. Die Zuschauer*innen werden zu Zeug*innen des Kriegsverbrechens, um das es in «Aphasia» geht.
«Aphasie» beschreibt in der Medizin die Unfähigkeit, Wörter und Sätze zu bilden. Für Jureša bildet der Titel eine wirkungsvolle Analogie: Wie entsteht kollektive Erinnerung und wie finden wir eine Sprache dafür? Was passiert mit einer Gesellschaft, in der jede*r Täter*in sein könnte? Wie wird mit Schuld umgegangen? Diese Fragen stellen sich – und das wird im Laufe dieses eindringlichen Abends immer klarer – nicht nur in Bezug auf die Jugoslawienkriege, sondern erweisen sich als genauso relevant für den gegenwärtigen Krieg in der Ukraine. (af)
Einfach gesagt
In diesem Stück geht es um ein berühmtes Foto aus dem Krieg in Jugoslawien von 1992.
Auf dem Foto sieht man einen Mann in Uniform, der eine Frau tritt.
Die Frau liegt am Boden. Der Mann war im Krieg ein Verbrecher.
Heute ist der Mann ein berühmter DJ.
Das Stück erzählt die Geschichte des Mannes und des Krieges.
Das Publikum ist mittendrin.
Das Stück fühlt sich an wie ein Konzert.
Künstlerische Leitung und Besetzung
Konzept, Regie | Jelena Jureša |
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Mit | Ivana Jozić, Alen Sinkauz, Nenad Sinkauz |
Choreografie | Ivana Jozić, Quan Bui Ngoc |
Musik | Alen Sinkauz, Nenad Sinkauz |
Tondesign | Hrvoje Pelicarić |
Text | Asa Mendelsohn, basierend auf einem Monolog von Barbara Matejčić aus dem Film Aphasia |
Dramaturgische Beratung | Thomas Bellinck, Sara Oklobdžija |
Konzept & Bearbeitung Video | Jelena Jureša |
Postproduktion Video | Dejan Šolajić |
Bühnenbild | Stef Stessel |
Lichtdesign | Stef Stessel, Simon Neels |
Wissenschaftliche Beratung | Christophe Busch |
Film Archive | Royal Belgian Film Archive (CINEMATEK), Filmarchiv Österreich, International Criminal Tribunal for the former Yugoslavia (ICTY), Österreichische Mediathek, ZDF Archiv |
Technische Leitung | Simon Neels |
Unterstützung Technik | Maxim Maes |
Foto | David Visnjic |
Produktion
Produktion | KAAP in Zusammenarbeit mit ROBIN |
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Koproduktion | Kunstenfestivaldesarts, De Singel, Workspacebrussels, Hannah Arendt Institute, KAAP, ROBIN Residenz Colabo La Geste Gent – KVS Brussels |
Unterstützung | MOUSSEM, Nomadic Art Centre, Royal Academy of Fine Arts (KASK), School of Arts of University College Ghent, Vlaamse overheid |
Premiere | Mai 2022, Kunstenfestivaldesarts (Brüssel) |
Rote Fabrik, Clubraum
Club-Performance, Krieg, Zeug*innenschaft
Schweizer Premiere, Nominiert für den ZKB Förderpreis
Dauer
1:20 Std.
Sprache
Englisch
Übertitelungen
Handout auf Deutsch
Alter
Interessant für Menschen ab 16 Jahren
Zugänglichkeit
Hinweis
Nur Stehplätze
Stammtisch
So 27.8., 21.00 Uhr, weitere Informationen
Kooperation
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der IG Rote Fabrik
Filmpodium
In Zusammenarbeit mit dem Filmpodium zeigen wir am Di 29.8. den Film «Aphasia» von Jelena Jureša im Filmpodium Zürich. Weitere Informationen
Mehr dazu
Daten
Vorstellungen ab heute- Mo 28.08. 21:00 - 22:20 CHF 35.–/20.–
- Di 29.08. 21:00 - 22:20 CHF 35.–/20.–
- Mi 30.08. 21:00 - 22:20 CHF 35.–/20.–